Titel: Superman: War of the Worlds (dt. Krieg der Welten)
Autor/Zeichner: Roy Thomas/Michael Lark
Erschienen: 1998 (One-shot), Paperback 2018/2024 (Elseworlds: Superman Vol. 1); dt. Panini 2002 (DC Showcase #3)
Die Idee ist simpel: Superman wird mit H.G. Wells‘ Roman Krieg der Welten (1895-1897) zusammengeworfen. Geschichten über Alien-Invasionen, die von Superman verhindert werden, gibt es viele, doch diese hier ist eine die wirkmächtige Urversion. Und was läge näher, als sie mit der Urversion von Superman zu verknüpfen?
Die Story spielt daher 1938. Supermans Vorgeschichte wird mit der Beobachtung der Erde durch die Marsianer enggeführt. Als Clark Kent erwachsen ist, landen die Aliens auf der Erde und Clark fährt mit Lois Lane zu einem der Orte. Kaum öffnet sich eine Luke, werden die ersten Menschen eingeäschert. Als ein Strahl Clark trifft, verbrennt seine Kleidung und darunter erscheint Supermans Kostüm.
Es ist noch nicht der Superman, der alles kann. Sein Flug ist noch mehr ein Sprung. Das macht die Aliens auch für ihn gefährlich: Er wird gefangen genommen. Dann stellt sich heraus, dass die Marsianer mit Lex Luthor kooperieren. Hier wirkt die Story forciert, denn die Kollaboration ergibt für mich wenig Sinn. „Humanity is finished“, ist Luthors Argument. Dabei sterben die meisten Aliens bereits nach drei Wochen an einer Bakterieninfektion. Allein Supermans Abwehrkörper machen sie immun. Nachdem Luthor das erkennt, entwickelt er ein Gegenmittel – aber warum sollte das irgendein Mensch freiwillig tun? Kurz darauf überlegt er es sich wieder anders und wechselt die Seiten.
Abgesehen von dieser Schwäche, die den Plot Superman gegen Aliens hinauszögert, ist diese Elseworlds unterhaltsam zu lesen, was auch sehr den Zeichnungen von Michael Lark (Gotham Central) geschuldet ist. Er hat einen realistischen wie minimalistischen Stil, der sich gut ins Golden Age fügt, sowie einen starken Sinn für Dramatik. Seine Invasion wirkt so glaubhaft wie furchterregend. Meisterhaft adaptiert er den Stil von Joe Shuster im Prolog und später, als Superman ein Auto gegen einen Tripod schleudert. Einmal wirkt Superman klein und zerbrechlich, wenn er selbst den Aliens zum Opfer fällt. Er ist kein muskelbepackter Bodybuilder, sondern bloß ein Mensch in einem Kostüm – und das ist wohl die sympathischste Form des Helden.
Hier wird auch deutlich, dass Superman vielleicht auch am besten in der Zeit seiner Entstehung am besten funktioniert. Vielleicht wäre das ein Ansatz, den Hollywood beim nächsten Film-Reboot in Erwägung ziehen sollte. Retro zieht ja fast immer.
ACHTUNG: SPOILER!
Am Ende gibt es ein Plädoyer gegen Vorurteile: Nein, nicht alles, was aus der Fremde kommt, ist böse. Superman ist das Gegenbeispiel, doch auch er muss zunächst gegen das Misstrauen der Menschen ankämpfen. Die Aliens vom Mars dienen dem Kryptonier bloß als Folie, um als der Gute dazustehen. Leider lebt er nicht lange genug, um etwas davon zu haben.

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