Batman – von Aliens entführt?

DC Comics

Titel: Batman: The Abduction/Dreamland

Autor/Zeichner: Alan Grant/Norm Breyfogle

Erschienen: 1998/2000 (One-shots)


„Conspiracy theorists would have a field day …“ (Batman)

Batman verfolgt gerade ein paar maskierte Gauner mit dem Batmobil, da wird er von einem gleißenden Licht erfasst. Am Morgen kehrt er zurück in die Batcave, offenbar ist mehr Zeit vergangen als gedacht, doch Batman kann sich an nichts erinnern. Nachts träumt er davon zu schweben, ohne sich rühren zu können. Alfred hypnotisiert ihn und es stellt sich heraus: Batman wurde von kleinen grauen Männchen mit großen schwarzen Augen entführt – Aliens, die an ihm experimentiert haben.

Alfred ist skeptisch, Batman ist aber überzeugt von seiner Hypothese. Aber eigentlich dürfte das keine allzu große Sache sein, immerhin weiß er längst, dass es Außerirdische gibt, nennt sogar Superman und J’onn J’onzz (Martian Manhunter) als Beispiele. Nur diese Aliens waren halt anders. Na und?

Batman gegen Bruce Lee

Trotzdem ist das für Batman – den größten Skeptiker aller Zeiten – ein Anlass, sich in die Untiefen der „Ufologie“ einzugraben, ohne auch nur ein Klischee auszulassen. Es beginnt mit „Prä-Astronautik„, also der Pseudowissenschaft, die spekuliert, dass Aliens uns schon seit unseren Anfängen besucht und unsere Geschicke gelenkt haben sollen. Batman legt als Belege sogar Höhlenmalereien vor, die angeblich Ufos zeigen und genauso gut für Fladenbrote oder Misthaufen stehen könnten. Doch damit nicht genug: Kornkreise, Marsgesicht, Besessenheit von Dämonen – überall sieht er Indizien wie Fox Mulder.

Dann besucht er auch noch eine „Ufo Con“, wo sich lauter Verrückte versammeln, darunter auch der „Experte“ Dr. Franklin Selly. Batman spricht sich (undercover) vor Selly aus und beginnt zu halluzinieren, dann machen sie eine „astrale Reise“ ins Raumschiff der Aliens, später trifft Batman auf „Men in Black“ (ja, sogar auf die Filmversion!) und – warum auch immer – auf einen (eingebildeten) Bruce Lee, mit dem er sich einen Kampf über fünf Seiten leistet …

Enter the Dragon: Batman trifft Bruce Lee (wieder). (DC Comics

Holy shit! Was ist denn hier los? Hat Alan Grant den Verstand verloren oder war er hier auf einem schlechten Trip? Zum Glück stellt sich am Ende alles als fauler Zauber heraus. Selly ist ein Betrüger, der einen auf Ufo-Guru („Kook“) macht, um Leute mit Drogen zu manipulieren, damit sie an die nahende Ankunft von Außerirdischen glauben. Was irgendwie sinnlos ist, da es die meisten Leute bei der Ufo-Con wahrscheinlich ohnehin tun. Aber er will die ganze Menschheit warnen, denn aus irgendeinem Grund ist er überzeugt, dass die Aliens die Menschheit ausrotten nwollen.

Batman hat, sobald er sich das Gegenmittel verabreicht hat, auch leichtes Spiel. Einmal am Hebel gedrückt und das Fake-Ufo kracht in die Tiefe – wo lauter Menschen stehen, aber anscheinend kommt wie durch ein Wunder niemand zu Schaden.

Okay, aber warum dieser Absturz in krudeste Ufo-Theorien und vor allem: Warum  ausgerechnet Bruce Lee?! Wegen der Namensgleichheit? Oder soll das eine Anspielung auf die Batman-Episode mit Green Hornet sein, als Adam West und Burt Ward auf ihn trafen? Wenn das Satire sein soll, wird die Ironie nicht deutlich genug.

Batman in Area 51

Zwei Jahre später durfte sich Grant nochmal in auf dieses Feld begeben, denn einen Standard hatte er noch nicht abgehandelt: Area 51, jenes mysteriöse Sperrgebiet in der Wüste von Nevada, das die Verschwörungstheoretiker und andere Wirrköpfe am meisten lieben. Nachdem ein Wissenschaftler in Gotham scheinbar Suizid begeht, scheint etwas faul dran zu sein, denn es ist bereits der dritte, der in Area 51 gearbeitet hat. Die Tochter Hal vermutet Mord.

Monkey Business mit Batman. (DC Comics)

Als Batman mit ihr spricht, taucht aus dem Nichts ein wütender Riesenaffe auf – schon wieder so ein Bruce-Lee-Moment! Und wie kann man Bruce Lee übertreffen? Mit King Kong! Doch auch der erweist sich als Illusion, dahinter steckt Franklin Selly, der aus Arkham entlassen wurde, nun aber von „Men in Black“ manipuliert wurde.

Batman fliegt nach Nevada, dringt mühelos in die Militärbasis ein und deckt auf, dass dort ein weiterer Mad Scientist Experimente an Menschen durchführt, um sie zu willenlosen Sklaven zu machen. So will er endlich Frieden auf Erden realisieren.

Selly und Hal fahren hinterher, tarnen sich mit Illusionen, fliegen auf, werden gefangen, Batman auch, aber gemeinsam können sie die Schurken besiegen und abhauen. Batman leakt die Informationen über die Experimente an die Öffentlichkeit, muss dann aber feststellen, dass es ohne Wirkung bleibt – die Regierung vertuscht alles.

Dreamland ist mit 48 Seiten auch deutlich kürzer als The Abduction (64 Seiten), viel hat hier Alan Grant nicht zu erzählen, ihm scheinen auch die Ideen auszugehen. Hier ist nichts der Aufmerksamkeit wert. Und was ist mit den Aliens? Gibt’s auch, aber nur kurz und nebenbei. Batman schaut kurz bei einer Alien-Autopsie zu und stellt dann fest, dass an fliegenden Untertassen und dem Marsgesicht anscheinend doch was dran ist. Interessiert ihn aber gar nicht so sehr, denn es geht hier ja um Gedankenkontrolle.

Abgesehen davon, dass damit den Verschwörungstheorien doch wieder Tür und Tor geöffnet werden, krankt diese Storyline an ihrer fragwürdigen Prämisse: Batman rettet – zusammen mit anderen Superhelden – mindestens einmal im Jahr die Welt vor Außerirdischen. Was ist dann an kleinen grünen oder grauen Männchen in fliegenden Untertassen noch der Rede wert?

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