Titel: Batman/Teenage Mutant Ninja Turtles
Autor/Zeichner: James Tynion IV/Freddy Williams II
Erschienen: 2015 (Miniserie #1-6), Hardcover 2016, Deluxe Edition 201; dt. Panini 2016
Lange habe ich mich dagegen gesträubt, diese Story zu lesen. Batman trifft die Turtles? So ein Blödsinn. Man muss ja nicht alles mitmachen. Ein Mann, der sich wie eine Fledermaus kleidet und Clowns verprügelt – klar, gern, warum nicht. Aber mutierte Ninja-Schildkröten? Das geht zu weit! Dabei habe auch ich als Kind in den 90ern diese Zeichentrickserie geschaut. Nicht so enthusiastisch, dass ich damit große Nostalgie verbinde, und auf keinen Fall habe ich einen der späteren Filme gesehen (die ja alle schlecht sein sollen), aber damals schien sie mich unterhalten zu haben. (Außerdem habe ich dadurch nebenbei die Namen der italienischen Renaissance-Künstler gelernt: Leonardo, Michelangelo, Raphael, Donatello.) Und eigentlich sind diese vier adoleszenten Mutanten auch nicht so weit entfernt von Batman, der im Grunde auch nur ein Ninja im Geiste ist. Nun aber gibt es diesen neuen Turtles-Animationsfilm im Kino, der gute Kritiken gekriegt hat. Und da dachte ich mir: Gebe ich mal dem Comic-Crossover eine Chance.
Worum geht’s? Die Frage ist bei Crossovern eher nebensächlich, denn natürlich geht es vor allem darum, die Helden zuerst gegen- und dann miteinander kämpfen zu lassen. Nichts weiter. Aber für alle, die sich für die Rahmenbedingungen interessieren: Die Turtles sind aus ihrem Paralleluniversum irgendwie in Batmans Welt gestrandet und wollen wieder zurück. Doch auch ihr Erzfeind Shredder ist hier und will das auch, raubt sich die Technik zusammen. Das weckt Batmans Aufmerksamkeit. Gemeinsam will man den Schurken und seine Bande aufhalten. Der paktiert aber mit Ra’s al Ghul, der es bekanntlich ebenfalls mit Ninjas hält. Und zu allem Überfluss läuft die Zeit davon, denn wenn die Turtles nicht bald in ihre Welt zurückkehren, mutieren sie zurück ins Tierstadium.
Ein Spaß für Fans
Warum aber ist Shredder zuerst so wild darauf, ein Dimensionstor zu bauen und vernichtet es dann? Und warum lässt sich Ra’s al Ghul auf ihn ein? Um die Menschheit zu Tieren zu machen? Aber die Möglichkeit bietet sich doch erst, als Casey Jones mit dem Mutagen auftaucht, was anscheinend zufällig geschieht … Warum drischt Damian erstmal auf die Turtles ein, als er sie zum ersten Mal in der Batcave sieht, statt zu fragen? Und vor allem: Warum bestellen die Turtles nur eine Pizza in Normalgröße, die sie sich zu viert teilen? Davon wird doch keiner satt …
Wirklich Sinn ergibt das alles nicht. Aber ich schätze, ich sollte aufhören, mir den Spaß zu verderben, indem ich Fragen stelle, auf die es keine Antwort gibt und geben muss. Und darum geht es hier: Es ist ein Spaß-Comic für die Fans, die zwei Welten aufeinandertreffen sehen wollen. Und gut sieht das ohne Frage aus: Zeichner Freddie Williams inszeniert das Crossover mit einer souveränen Dynamik, die den Kampfszenen zugute kommt, und einer Plastizität, die alles quicklebendig aussehen lässt. Autor James Tynion IV setzt bei seiner actionreichen Story auf Humor und Selbstironie. Es gibt Gastauftritte vieler Batman-Schurken wie etwa Killer Croc und Pinguin, am Ende erscheinen sogar alle großen Schurken als Tier-Versionen (Joker als Kobra, Poison Ivy als Gottesanbeterin, Mr. Freeze als – was sonst – Eisbär). Batman darf sich in einer Kampfrüstung prügeln. Nur manchmal sind die Dialoge richtig banal: „Gib auf.“ – „Nein.“ (…) – „Stirb endlich.“ – Und so einer hat mal kreatives Schreiben gelernt … Na ja …
Doch wer will sich mit solchen sprachlichen Feinheiten aufhalten? Anscheinend ging bei den Fans die Rechnung auf: In Jahren 2017 und 2019 erschienen noch zwei Fortsetzungen, die mittlerweile auch in einer Omnibus-Edition erhältlich sind. Außerdem kam 2019 eine Zeichentrick-Adaption heraus.
