Titel: Poison Ivy Vol. 1: The Virtuous Cycle (dt. Metamorphose)
Autorin/Zeichner: G. Willow Wilson/Marcio Takara
Erschienen: 2022-2023 (Poison Ivy #1-6), Hardcover 2023; dt. Panini 2023
„When the heroes won’t act it’s the villains who must save us.“
Ich weiß ja nicht, was euch hierhergeführt hat, aber falls ihr leichten Comic-Eskapismus sucht, dann muss ich euch enttäuschen. Nein, auch auf dieser Seite wird euch die bittere Medizin verabreicht, die ihr auch sonst überall bekommt: Die Welt geht unter. Oder wenigstens steht sie kurz davor. Jedenfalls die Welt, wie wir sie kennen und lebenswert finden. Und wir Menschen sind Schuld daran. Höchstens 20 Jahre haben wir noch …
Aber bitte keine Beschwerden, ich bin nur der Bote! Genaugenommen schreibe ich nur auf, was Pamela Isley alias Poison Ivy denkt. Die hat die Schnauze voll von uns Menschen und will sie mal wieder, aber diesmal richtig auslöschen. Mit giftigen Pilzsporen, die sie halluzinieren lassen. Die trägt sie quer durch die USA und steckt damit Leute an, in der Hoffnung, dass bald alle dran glauben müssen, bevor es die Flora und Fauna tun.
So begleiten wir sie auf einem tödlichen Roadtrip und erfahren nebenbei, warum sie Fleisch isst. Nein, Veganer retten nicht unbedingt die Welt, solang sie Agavendicksaft konsumieren, deren Anbau gewisse Fledermäuse aussterben lässt. Dann lässt sich Pam bei einem menschenverachtenden Versandhändler ausbeuten, um ihre Pilze zu verbreiten. Geschieht den Konsumenten recht, die mit ihrer Kaufsucht den Planeten vernichten.
Eine Frau mit Prinzipien
Poison Ivy war in Fear State noch die abgedrehte Queen Ivy, dann ist sie wieder zu sich selbst gekommen und ist nun undercover unterwegs. Sie sehnt sich nach Harley Quinn und schreibt ihre Bekenntnisse in Briefen an sie. Dann muss sie sich wieder ihrem Schöpfer stellen: Jason Woodrue, dem Floronic Man, der sich nun „Green Man“ nennt. Doch im Vordergrund stehen weder der Horror noch das große Ganze, sondern Pams Begegnungen mit ganz normalen Menschen, die sie wieder zur Menschlichkeit führen.
G. Willow Wilson, Schöpferin von Ms. Marvel (Kamala Khan) und Autorin von Wonder Woman, führt uns eine misanthropische, aber auch sehr geerdete Poison Ivy vor, die fast ohne das typische aufreizende Kostüm, sondern im Overall daherkommt. Eine Frau, die selbst anpackt und bereit ist, für ihre Überzeugung zu sterben. Da braucht es auch keinen Batman als Gegenspieler – na ja, fast …
Erzählt wird die Story in einem schlichten Zeichenstil, der aber immer wieder ins Psychedelische ausbricht und im finalen Showdown auch an Detailfülle etwas überfordert. Aber insgesamt ist das die beste Poison-Ivy-Story, die ich seit langem gelesen habe. Vielleicht sogar überhaupt. Vielleicht weil man hier endlich das Gefühl hat, dass die klassische Batman-Schurkin in der Gegenwart angekommen ist.

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