Titel: Christmas Round the World
Autor/Zeichner: Don C. Cameron/Ira Yarbrough
Erschienen: 1946 (Action Comics #93), Hardcover 2018 (Superman: The Golden Age Omnibus Vol. 5)
Lois und Clark sind bei einer Weihnachtsfeier für Flüchtlingskinder und freuen sich, wie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Kinder aus aller Welt friedlich zusammen feiern. „Christmas makes the whole world kin, Lois!“, sagt Clark. Doch die Kleinen sind alles andere als glücklich, sie vermissen ihre Eltern, die sie in der Heimat zurücklassen mussten. Der norwegische Botschafter Jon Bjornsen vermisst wiederum seinen Sohn Eric. Gäbe es doch nur einen echten Santa Claus!, sagt ein Junge. Er würde Supermans Hilfe brauchen, sagt ein Mädchen.
Und so steigt Clark ins blaue Kostüm, statt Lois unter den Mistelzweig zu locken, leiht sich ein paar Militärflugzeuge und fliegt mit den Kindern um die Welt, um Hilfsgüter zu verteilen
Weihnachten am Nordpol und in Russland
Zuerst hilft er dabei, Geschenke zu „Eskimos“ am Nordpol zu bringen, dann vereint er Tochter und Mutter in China sowie einen Sohn mit seinen Eltern in Russland. Da es in dem kriegszerstörten Land angeblich an Bäumen fehlt, pflückt Superman schnell eine Tanne im Norden und schmückt ihn mit Radiumkugeln, weil radioaktives Material bekanntlich „strahlt“ … (Bitte nicht zu Hause nachmachen! Das geht sicher nicht gut aus für die armen Leute …)
Dabei lernen wir auch die russische Sitte kennen, an Weihnachten die Haustiere wie Ochs und Esel zu ehren, indem man sie beschenkt und sich Tiermasken aufzieht. (Leider wird übersehen, dass die Russen Weihnachten erst am 7. Januar feiern.) Die Menschen trinken auf Superman und nennen ihn „tovarich“, also Genosse. Daraufhin Superman: „All people should be good comrades!“ In den 50ern hätte er das sicher nicht gesagt …
Superman als Sinterklaas in Holland und Santa Claus in Venezuela
In Holland verkleidet sich Superman als Sint Nicolaas, kommt traditionsgemäß auf einem weißen Pferd herbeigeflogen und steigt durch den Kamin, um die Eltern mit ihrem Sohn zu überraschen. Traditionell stellt man Holzschuhe davor, damit sie gefüllt werden. Es folgen kurze Stopps in Frankreich und England, bevor Superman in Norwegen einen riesigen Schneeball bildet und es damit in Venezuela schneien lässt, bevor er als Weihnachtsmann mit Rentieren und Schlitten vorbeikommt. Der Schnee schmilzt in dem tropischen Land natürlich sofort und auch das Santa-Claus-Kostüm ist bei der Hitze nicht die beste Idee. Aber der gute Wille zählt – obwohl keiner danach gefragt hat. Immerhin hat es der Ami unter dem Sombreroträgern mal mit dem Kulturimperialismus versucht … (Trägt man dort die Hüte überhaupt?)
Nur ein Mann bleibt unglücklich, weil einsam: Botschafter Bjornsen. Seltsamerweise wollte sein Sohn Eric nicht mitkommen, als Superman ihn in Norwegen aufgesucht hat. Doch kaum ist man wieder zurück in den USA, steigt Eric aus dem Schlitten und fällt dem Vater in die Arme. Er hatte sich vor den anderen Waisenkindern geniert und wollte sie an Weihnachten nicht noch trauriger machen. Deshalb hat er sich heimlich im Schlitten versteckt. Sehr anständig und rücksichtsvoll!, finden Lois und Superman.
Mit Lois unterm Mistelzweig
Am Ende steht Superman unter dem Mistelzweig und Lois wittert ihre Chance. Der Mann aus Stahl merkt es, verschwindet und taucht sofort als Clark Kent auf, der wiederum seine Chance sofort nutzt und Lois einen Kuss aufdrückt. Sie scheint nicht so begeistert und aus heutiger Sicht würde man sagen: Frechheit! Nötigung! Sexuelle Belästigung! Andererseits ist es ja der amerikanische Brauch und da gehört es sich anscheinend so. Außerdem bekommt Lois ja den Mann, den sie will, andererseits auch wieder nicht, weil sie ihn für einen anderen hält … Ethisch gesehen bleibt es kompliziert, daher lassen wir das lieber. Soll sich jeder und jede eine eigene Meinung bilden.
Eindeutig ist hier jedoch die Friedensbotschaft an die Welt: „Superman proves that common bonds unite all mankind“. In diesem Sinne wünsche ich allen friedliche Weihnachten!




