Legends of the Dark Knight: Testament

DC Comics

Autor/Zeichner: John Wagner/Chris Brunner

Erschienen: 2003 (Legends of the Dark Knight #172-176)


Zurück zum Anfang: Batman ist erst seit „vielen Monaten“ im Amt (fragt bitte nicht, ob es noch im Year One spielt oder nicht) und verzeichnet in seinem Tagebuch zumindest kleine Erfolge: Die Verbrechensrate in Gotham City ist um acht Prozent gesunken. Doch er inspiriert auch Nachahmer, die weiter gehen als er. Vier Vigilanten in Masken erschießen alle, die das Gesetz brechen. Null Toleranz, lautet das Motto der Gruppe, die sich „Rough Justice“ nennt. Batman versucht, sie aufzuhalten, macht sich dabei aber keine Freunde, sondern gerät selbst ins Fadenkreuz.

Alfred macht sich Sorgen, als er sieht, dass Bruce Tagebuch führt. Denn dieses könnte eines Tages in falsche Hände geraten, und gegen den Master verwendet werden. Und genau das passiert auch – allerdings erst dadurch, dass Alfred es aus der Batcave holt. Dumm gelaufen!

Als wäre alles nicht schlimm genug, wird Batman auch wieder selbst von der Polizei gejagt, denn der stellvertretende Commissioner gibt ihm die Schuld an allem und zwingt Lieutenant James Gordon dazu, den Freund zu verraten …

Nulltoleranz- und Broken-Windows-Theorie

DC Comics

Trotz seiner epischen Länge liest sich die Story ziemlich flüssig und schnell. Der Plot ist nicht kompliziert und kommt auch ohne große Überraschungen aus, alle Probleme sind schnell und einfach gelöst (wieder einmal erweist es sich als tödlich, Batmans Geheimnis zu kennen). Dennoch macht es Spaß, hier dranzubleiben, denn es gibt genug spannungsgeladene und gekonnt inszenierte Actionsequenzen sowie ruhige, introspektive Momente zum Durchatmen. Die Zeichnungen von Chris Brunner leben durch starke Dynamik und dramatische Schatten. Wieder einmal zeigt eine der Legends, dass es nicht immer ein Superschurke der üblichen Verdächtigen sein muss. Oft reicht der Wahnsinn ganz normaler Leute für eine gute Batman-Story.

Der Grundkonflikt zwischen Batman und Rough Justice ist nicht neu, aber immer wieder interessant, weil bis heute relevant. Die Nulltoleranzstrategie ist immer noch beliebt bei konservativen Politikern als Prinzip von „law and order“. Sie basiert auf der Broken-Windows-Theorie, die besagt, dass sobald irgendwo ein Fenster eingeworfen wird, bald weitere Steine fliegen und schlimmeres passiert, wenn man nicht sofort etwas dagegen unternimmt. Wenn man also schon beim ersten Mal (und kleineren Vergehen) hart durchgreift, schreckt man Nachahmer ab und verhindert größere Straftaten.

Diese Theorie ist nicht nur fragwürdig (sonst gäbe es in den USA nicht die meisten Gefängnis-Insassen weltweit), sondern beruht auch von Anfang an auf falschen Annahmen. Tatsächlich hat Verbrechensbekämpfung mehr Erfolg, wenn sie kooperativ und lösungsorientiert verläuft. Das ist kein naives oder gar utopistisches Gutmenschentum, sondern wissenschaftlich erwiesen. Nachlesen kann man das auch in dem wunderbaren Buch Im Grunde gut von Rutger Bregman (hier ein Interview mit dem Autor).

>> Batman: Legends of the Dark Knight


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