Titel: Batman: Gotham Knights – Gilded City
Autor/Zeichner: Evan Narcisse/Abel
Erschienen: 2023 (Miniserie #1-6), Hardcover 2023; dt. Panini 2023
In Gotham drehen mal wieder die Leute durch. Massenhysterie überall. Hier stürzen sie sich auf Gourmet-Essen (nur um Fotos davon zu machen und ins Netz zu laden), da auf Schuhe und Handtaschen, oder sie wollen unbedingt Fahrgeschäfte in einem heruntergekommenen Vergnügungspark benutzen, bevor er abgerissen wird – auch wenn es den Tod bedeuten kann.
Es ist eine ganz besondere Angst: FOMO – „fear of missing out“ – die Angst, etwas zu verpassen. Damit dürften sich viele Leser identifizieren, immerhin ist es im Zeitalter des Überangebots ein weitverbreitetes Phänomen. Hier wird es in bester Selbstironie auf die Spitze getrieben, denn manche der Infizierten gieren auch auf die neuesten Games – und dieser Comic erzählt die Vorgeschichte zum Game Gotham Knights.
Gotham im 19. Jahrhundert
Damit hat dieses reine Werbeprodukt doch eine tiefere Dimension als gedacht. Und es geht sogar noch tiefer: Denn in Rückblenden wird erzählt vom Gotham im Jahr 1847, als befreite Sklaven aus den Südstaaten versuchten, sich in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Natürlich hörte auch da die Repression nicht auf, dafür gab es den maskierten Rächer Runaway, der gerät aber in die Fänge des Rats der Eulen, der eine Seuche auf die Leute loslässt und die Toten als Zombies (oder: „Zonbies“) wiederauferstehen lässt. Und dann taucht auch noch der Unsterbliche Vandal Savage auf und macht alles komplizierter …
Gilded City ist ein actionreicher und flott inszenierter Comic, Zeichner Abel (dessen Stil an Dan Mora und Greg Capullo erinnert) verleiht mit präzisem Strich den Figuren die nötige Dynamik, leider ähneln sich aber seine Gesichter zu sehr. Das Highlight ist eine Sequenz, in der Nightwing und Robin eine Achterbahn aufhalten – auch wenn man das gerne ausführlicher, sprich: dramatischer gesehen hätte. Aber dafür ist keine Zeit. Und daran leidet auch diese Story: Hier müssen zu viel Handlung und zu viele Figuren in zu wenige Seiten gequetscht werden. Da ist es schade, dass ein paar dieser Seiten für einen sinnlosen Territoriumsstreit zwischen Batman und Nightwing verschwendet werden.
Aber auch sonst wirken die Kämpfe beliebig und routiniert, es fehlt ihnen an Spannung. Das Finale wird – wie so oft – zu schnell abgehandelt. Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich und der Schurke wird mit Leichtigkeit besiegt. Das alles lässt einen ziemlich kalt, was schade ist, angesichts des starken Auftakts. Die Sozialkritik vom Anfang wird vergessen. Am Ende wird einem wieder klar: Das war nur der Auftakt, und wie es weitergeht, erfährt man im Game Gotham Knights – als Nicht-Spieler werde ich es also nie erfahren. (Und Kritikern zufolge habe ich auch nicht viel verpasst.)
Da frage ich mich, warum ich diesen Comic überhaupt gelesen habe. War wohl ein Anfall von FOMO …

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