Batman Incorporated gegen einen Lehrermörder

DC Comics

Titel: Batman Incorporated Vol. 1: No More Teachers (dt. Blutige Vergangenheit)

Autor/Zeichner: Ed Brisson/John Timms, Michele Bandini

Erschienen: 2023 (Batman Incorporated #1-7, Batman 2022 Annual), dt. Panini 2023


Batman lässt sein weltweites Heldennetzwerk Batman Incorporated wiederaufleben. Da er selbst kein Geld mehr und anderes zu tun hat, überlässt er die Führung Ghost Maker, jenem Kotzbrocken, den Bruce Wayne seit seinen Lehr- und Wanderjahren kennt (siehe Batman: The Knight) und der sich als unsympathischer Batman-Abklatsch (und Mörder) erwiesen hat.

Die Truppe wurde bereits in der Storyline Abyss wieder eingeführt, als sie zunächst unter Mordverdacht stand und dann von Lex Luthor gesponsert wurde. Dieser hat selbst versucht, weltweit eigene Batmen entstehen zu lassen, wie etwa in Tschechien. Dorthin fliegt das Team als erstes und trifft auf einen Kämpfer in Wolfsmaske: Gray Wolf. Nach dem üblichen Clash schließt er sich dem Rest an und damit wächst die Truppe auf zwölf Gestalten an, neben „Knight“, „Gaucho“ und „Man-of-Bats“ mit so einfallslosen wie sperrigen Namen wie „Batman of Japan“ und „Bat-Man of China“ und albernen wie „Raven Red“, „Wingman“, „Dark Ranger“, „Nightrunner“ und vor allem „Clownhunter„, der seinem Namen nicht mehr gerecht wird.

Zu viele Helden, zu viele Gegner

Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten und sich die alle zu merken. Aber keine Sorge: Müssen wir auch nicht. Denn bei so einer Dichte von Figuren, haben die Einzelnen ohnehin keinen Raum sich als Charaktere zu entfalten. Im Grunde geht es nur um Ghost-Maker, Clownhunter sowie den Hauptschurken: Phantom-One, der ehemalige Sidekick des Protagonisten, der sich dafür rächen will, einst fallengelassen worden zu sein und nun alle seine Lehrer umbringt – zusammen mit anderen Batman-Abklatschen und schön brav der Reihe nach, damit die anderen Zeit haben, ihn aufzuhalten. Er will auch Clownhunter auf seine Seite ziehen, um Ghost-Maker zu ermorden. Der Rest darf in Kleingruppen um die Welt düsen und sich mit ebenfalls austauschbaren Gegnern kloppen.

Man muss mit der Kritik nicht sehr in die Tiefe gehen. Die neue Batman-Incorporated-Serie ist reine Dutzendware: solide gemachte, aber belanglose Action und daher schnell vergessen. Wer Ghost-Maker vorher nicht mochte, wird hier nicht bekehrt. Es ist schwer, sich mit einem Mann zu identifizieren, dessen einziger Sympathiewert darin liegt, nicht mehr zu töten, und der nie seine Maske abnimmt. Auch die Empathie mit seinem Gegner schwindet am Ende, wenn Ghost-Maker seine Version der Geschichte erzählt.

Mord ablehnen, aber Mörder freilassen

Moralisch fragwürdig wird es, wenn zum Schluss die Schurken einfach laufen gelassen wird, da er und seine Leute keinen getötet haben, „der’s nicht verdient hätte“. Damit wird die Prämisse, die Ablehnung der Todesstrafe, ad absurdum geführt. Die Mörder kommen straflos davon. Aber das ist Ghost-Maker ja bisher auch – und er geht selbst nicht mit bestem Beispiel voran, denn er kann der Versuchung nur schwer widerstehen.

Zeichner John Timms beherrscht sein Handwerk, sein Strich ist präzise und detailreich, bei Action trumpft er auf mit spektakulären Money-Shots – doch es ist kein wiedererkennbarer eigener Stil. Ähnlich kennt man es bereits von Jorge Jimenez, Dan Mora und anderen. Autor Ed Brisson weiß seinen Raum aber nicht gut zu nutzen: Manche Seiten werden für unnötige wortlose Sequenzen verschwendet (wie eine Figur aufs Dach steigt und sich von einem Flieger abholen lässt), andere Seiten sind vollgestopft mit erklärenden Sprechblasen. Auch damit hebt er sich nicht vom Mainstream ab, nur dass ihm der Humor fehlt.

Zum Schluss gibt es noch einen Zweiteiler (#6-7) mit Professor Pyg, dem brutalen Menschenmetzger mit Schweinemaske. Das ist eine reine Routineaufgabe, die Ghost-Maker eigentlich im Alleingang erledigen könnte, der Rest der Gruppe ist so überflüssig wie diese Story.

Irritierenderweise lässt die deutsche Ausgabe das Annual weg, in dem die Gruppe auf Gray Wolf trifft – damit fehlt ein wichtiger Prolog. Es lohnt sich also eher, den US-Sammelband zu lesen, wenn man sich dafür interessiert.

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