Titel: The Killing Joke (dt. Lächeln, bitte!)
Autor/Zeichner: Alan Moore/Brian Bolland
Erschienen: 1988 (One-shot), dt. Carlsen 1990, Panini 2008
„All it takes is one bad day to reduce the sanest man alive to lunacy. That’s how far the world is from where I am. Just one bad day.“
Manchmal wird man verrückt, nur weil man mal einen schlechten Tag hatte. Auf diese Formel bringt der Joker seine Botschaft in dieser klassischen und einflussreichen Story. Er will das demonstrieren, indem er versucht, James Gordon in den Wahnsinn zu treiben: Zunächst schießt er dessen Tochter Barbara an (Batgirl), dann entführt er den Commissioner und beschert ihm eine Höllenfahrt durch eine Geisterbahn. Nebenbei erfaren wir in Rückblenden, wie aus einem arbeitslosen Chemielaboranten und erfolglosen Komiker der Joker wurde – inklusive Red Hood und Säurebad.
The Killing Joke wurde viel gerühmt und gilt als eine der besten Batman-Storys. Ich frage mich, warum. Zugegeben: Alan Moore (Watchmen, V wie Vendetta) weiß, wie man eine Geschichte erzählt, und er macht das ohne Frage sehr einfühlsam und abgründig. Die detailreichen Zeichnungen von Brian Bolland, von klarem Strich und ausdrucksstark, tragen dazu bei. Doch aus heutiger Sicht ist die Psychologisierung des Jokers und die Erzählung seiner Vorgeschichte nicht mehr zeitgemäß. Denn für die Personifikation der Anarchie ist es am besten, wenn sie ebenso aus dem Nichts kommt wie ihre Motive. Christopher Nolan hat das verstanden und perfekt in seinem Film The Dark Knight realisiert.
Für Batman beginnt die Geschichte mit der Erkennis, dass sein Verhältnis zum Joker nur mit dem Tod eines der beiden enden kann. Unter Fans ist daher umstritten, ob Batman den Joker zum Schluss tötet. Batman ergreift ihn und lacht über dessen Witz. Dass er ihn erwürgt, sieht man nicht. Aber da die Story in der Continuity angesiedelt ist, ist es unwahrscheinlich, dass Batman seine oberste Regel bricht – vor allem, weil der Joker danach bekanntlich weiterlebt.
(Hinweis: Der Artikel wurde aktualisiert und überarbeitet.)
Hi Lukas! 🙂 Danke für den Artikel, es ist wie immer eine Freude in deinen älteren Werken zu stöbern. Und ich muss jetzt hier auch gleich mal eine Lanze brechen für Alan Moore und Brian Bolland: Hat die berüchtigte und nicht ganz unumstrittene graphic novel ihren Kultstatus wirklich verdient? Nun, ich weiß nur eines: „The Killing Joke“ ist und bleibt meine favourite Batman story. Als ich dieses Heft zum ersten Mal las (ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wie alt ich da war, vielleicht 16 oder so) und die letzten Seiten beendete und das Heft schließlich zuklappte, lief mir ein Schauer über den Rücken, wie ich ihn noch nie zuvor beim lesen eines Comics verspürt hatte. Ich war beeindruckt und fasziniert, dass ein gedrucktes Medium eine solche Wirkung auf mich hatte. Die Gewalt, die untypischen nicht klischeehaften Held/Schurke Dialoge und nicht zuletzt Brian Bollands fantatsischer Strich. Spätestens ab da war ich dem Medium Comic hoffnungslos verfallen. Und leider muss ich lange überlegen, um mir ein weiteres Comic in Erinnerung zu rufen, bei dem es mir seither ähnlich erging, wie damals bei der Lektüre von „The Killing Joke“. Das ist einfach Fakt.
Ist die origin des Joker hier altbacken und ein wenig aus der Zeit gefallen? Vielleicht. Aber mal ehrlich: Das bin ich auch 😉 Nein, im Ernst: Das book ist von 1988 und es mit Christopher Nolans Meisterstück: „The Dark Knight“ zu vergleichen, das finde ich schon sehr…naja, sagen wir mal „gewagt“. Aber egal, jedem seine Meinung. Das diskutieren und akzeptieren unterschiedlicher Meinungen kommt in unserer heutigen Gesellschaft eh viel zu kurz, da wird das hier ja wohl noch erlaubt sein…
Übrigens weiß ich nicht, wie irgendjemand auf die Idee kommen kann, dass Batman den Joker am Ende der Geschichte umbringt. Seine Hände liegen erstens zu weit unten an Jokers Oberkörper, um ihn zu würgen und außerdem kamen sich die zwei im Dialog niemals näher als am Ende dieser Geschichte. Und nur, weil sich der Joker nicht von seinem Weg abbringen lassen will, würde Bats ihn nie töten, da hätte er im Laufe der Zeit schon bessere Gelegenheiten gehabt, bei denen er das vielleicht sogar vor sich selbst und anderen hätte rechtfertigen können.
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